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Friday [german translation]

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Dienstag, 19. April 2011:

Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt, irgendjemandem davon zu erzählen.
Aber jetzt tue ich es.
Einige seltsame Dinge passierten damals, und seltsame Dinge passieren auch heute noch. Damals dachte ich, ich wäre die einzige, der solche Dinge wiederfahren sind, doch dann erfuhr ich von diesen „Creepypastas“. Natürlich sind die meisten davon erfunden, doch manche von ihnen könnten auch wahr sein. Ich weiß, dass dort draußen irgendwo Leute sind, die uns die Wahrheit erzählt haben, und doch fälschlicherweise als „Künstler“ oder „Fanfiction-Autoren“ betitelt worden sind. Ich weiß, dass da welche sind, denn ich bin eine dieser fraglichen Personen.
Meine Geschichte allerdings ist nicht so blutrünstig wie andere es sein mögen – sie ist kein bisschen blutrünstig, um ehrlich zu sein. Du magst sie nicht gruselig finden – Du könntest sogar davon gelangweilt sein. Aber ich weiß, was mir passiert ist, und selbst, wenn es keinen interessiert, möchte ich diese Geschichte dennoch mit anderen teilen. Vielleicht versteht jemand da draußen die Angst und Paranoia, die ich damals gefühlt habe. Vielleicht hat wenigstens eine einzige Person genauso gefühlt…

Pokémon Diamant und Perl wurde im Sommer 2007 in Europa veröffentlicht. Damals konnte ich einfach nicht darauf warten, dieses Spiel zu bekommen. Ich kaufte die Perl-Edition sofort und konnte wochenlang nicht damit aufhören, sie zu spielen. Glücklicherweise hatte ich damals Ferien, also konnte nichts und niemand mich davon abhalten, mein geliebtes Spiel zu spielen.
Doch nachdem ich den Champ besiegt hatte, begann das Spiel mich zu langweilen, und ich ließ es für lange Zeit vergessen in meinem Schrank liegen.
Es war das Jahr 2008, als Pokémon Platin in Japan veröffentlich worden war. Ich - übermäßig  aufgeregt, wie ein Kind - konnte kaum auf das neue Pokémon-Spiel warten, und so beschloss ich, Perl gelegentlich weiterzuspielen, um die Zeit bis zum Release von Platin in Europa zu überbrücken.
Da ich dank Schule und etlichen Prüfungen kaum Freizeit hatte, hatte ich dennoch nie die Zeit, es erneut zu spielen, und so musste es etwa Januar oder Februar 2009  gewesen sein, als ich endlich wieder genug Zeit hatte, um mein „altes“ Spiel abermals zu spielen. Ich hatte Glück, es war sogar ein Freitag.
Ich habe Freitage immer am meisten gemocht – nicht nur im wirklichen Leben, aber auch in Pokémon Perl. Und weißt du, warum?
Genau.
Wegen Driftlon.
Driftlon war seit der Veröffentlichung von Diamant und Perl eines meiner Lieblings-Pokémon gewesen, und es hatte sogar Blubella und Guardevoir übertrumpft, welche meine Lieblinge gewesen waren, bevor ich Driftlon entdeckt hatte.
„Eine nette Art, in die Welt von Sinnoh zurückzukehren, nicht wahr?“, sprach ich zu mir selbst, als ich meinen DS anschaltete.
Ja, ich hatte damals bereits gefühlte tausend Driftlons gefangen gehabt, aber da ich sie so sehr liebte, konnte ich einfach nicht genug von ihnen besitzen. Sie überfluteten bereits meine PC-Boxen, aber ich dachte nicht einmal daran, keine meiner geliebten Ballons mehr zu fangen.
Ich lud meinen alten Spielstand – ich hatte als ein Mädchen namens “Platina” gespielt, da ich gerne bei den ursprünglichen Namen bleibe – und nutzte mein Drifzepeli, um nach Flori zu fliegen, meiner liebsten Stadt im ganzen Spiel. Eifrig rannte ich die Route entlang, die zu den Windkraftwerken führt…
Und das war der Zeitpunkt, zu dem das erste seltsame Ereignis stattfand: Dort war ein Driftlon, neben dem Gras schwebend – dort, wo es gewöhnlicher Weise immer an Freitagen war -, doch dieses Driftlon war anders. Es war rot.
„Whoa, ein Shiny!“, dachte ich mir und wunderte mich nicht einmal, warum sein Overworld-Sprite nicht violett war, wie es normalerweise hätte sein sollen. Ja, soweit ich weiß haben sogar Shinies „normale“ Overworld-Sprites.
Natürlich war ich sofort voller Enthusiasmus, das ungewöhnliche Pokémon anzusprechen, und wurde sofort in einen Kampf mit ihm geworfen.
Tatsächlich, es war ein weibliches, blutrotes Driftlon mit einem blassrosa X-Mund. Es war Liebe auf den ersten Blick.
Da das Driftlon lediglich auf Level 22 war, konnte ich es leicht mit meinen Pokémon schwächen, und ruck zuck seine Gesundheit auf etwa 10 HP reduzieren. Doch als ich einen Ultra-Ball nach ihm warf, floh es direkt nach dem ersten Klick-Geräusch.
Ich weiß immer noch, wie verdammt wütend ich damals war. Ich meine, es war ein Shiny! Ein verdammtes Shiny! Und es war mir gerade davongeflogen! Nicht ein einziges Driftlon hatte so etwas zuvor getan gehabt. Aber natürlich: “Das hier war ein besonderes! Es war ein sehr hübsches Shiny…”. Das war, was ich damals dachte, naiv, wie ich war.
Aber während ich immer noch sauer auf mich war, und das Pokémon, und das Schicksal, und die Welt… bemerkte ich, dass dort ein NPC vor dem Baum nahe des Windkraftwerks stand. Es war ein kleines Mädchen, gekleidet in Zartrosa. War sie auch vorher schon da gewesen? Ich war mir dessen nicht ganz sicher, aber ich dachte, dass ich das Kind vermutlich einfach übersehen hatte, da ich aufgrund des Driftlons so aufgeregt gewesen war. Aber ich – neugierig, wie ich bin – konnte nicht anders als zu dem Mädchen hinüber zu gehen und mit ihr zu sprechen.
„Ich habe hier auf meinen Vater gewartet, und ich sah dich… Dieses Driftlon… Du solltest es in Ruhe lassen.“
Ich, die ich immer noch wütend war, starrte voller Abscheu auf den Bildschirm meines DS und murmelte: „Kümmere dich um deinen eigenen Kram! …Dummes Gör…“.
Ich hatte dieses Mädchen nie gemocht. Sie war eindeutig die Tochter des Arbeiters, der damals in der Hauptstory vom Team Galaktik im Gebäude des Windkraftwerks eingesperrt worden war. Und dieses Mädchen hatte mich damals dazu gezwungen gehabt, einem „aaaarmen, süßen kleinen Mädchen“ zu helfen und ihren „Daddy zu retten“ – beziehungsweise dazu,  die Drecksarbeit für sie zu machen, da sie wahrscheinlich auch nicht sehr viel jünger war als der Spieler-Charakter sein sollte.

Ich brauchte eine Woche, um endlich mal wieder die Zeit zu finden, dieses Spiel erneut zu spielen. Es war ein weiterer Freitag, und glücklicherweise war ich immer noch an den Windkraftwerken. Ich hatte geplant, mal wieder ein weiteres Driftlon zu fangen – wenigstens dieses Mal. Ich hatte die seltsamen Vorkommnisse von letzter Woche nicht vergessen, aber ich war willens, es erneut zu versuchen.
Und, nun ja… Ich konnte kaum glauben, was ich da sah, aber es war wieder da. An genau derselben Stelle wie letzte Woche: Das shiny Driftlon war zurückgekehrt! Du kannst Dir nicht vorstellen, wie glücklich ich war zu sehen, dass ich dieses besondere Pokémon nicht für immer verloren hatte!
Es ist ziemlich offensichtlich,  dass ich sofort versuchte, gegen es zu kämpfen, und ich konnte sogar einen Ultra-Ball auf es werfen, doch auch dieses Mal entkam es aus dem Ball, nur zwei Sekunden nachdem ich ihn auf es geworfen hatte, und dann… floh es erneut. Rate mal, wie fuchsteufelswild ich war…?!!
Ich rannte hinüber zu dem jungen Mädchen, das wieder dort stand wie beim letzten Mal, und suchte wortwörtlich nach einem Grund, diesen armen Haufen Pixel anzuschreien und meinen Frust daran auszulassen.
Doch…
“Du solltest dieses Ding wirklich vergessen.”
Das war das Einzige, was sie mir sagte.

Das dumme Gör ignorierend kam ich die nächste Woche wieder, erneut um zu versuchen, das blutrote Driftlon zu fangen. Zu diesem Zeitpunkt war ich mir bereits ziemlich sicher, dass das Shiny zurückkehren würde - ich weiß nicht einmal, wieso. Und natürlich war es dort – nur, um mich erneut daran scheitern zu lassen, es zu fangen, diesmal sogar drei Sekunden nach dem Werfen des Balles.
„Ich komme der Sache näher,“ war das, was ich dachte. Ich hatte damals seltsame Gedankengänge entwickelt, alle das blutrote Driftlon betreffend – und einer davon war, dass es da ein Muster geben musste: Erst rennt es nach einer Sekunde weg, dann nach zwei, und nun drei. „Das nächste Mal wird es gefangen werden!“, sagte ich mir selbst.
Natürlich stand das Mädchen wieder vor dem Baum. Doch dieses Mal machte ich mir nicht einmal die Mühe, mit ihr zu sprechen. Ich brachte meinen Charakter, Platina, dazu, sich umzudrehen und in Richtung der Stadt zu laufen, um neue Pokébälle zu kaufen, als ich plötzlich von einer Textbox aufgehalten wurde.
Ja, das kleine Mädchen hatte sich nach links gedreht – vermutlich, um Platina anzuschauen – und sagte: „Bitte, hör‘ auf mich! Lauf weg, solange du noch kannst!“
Ich grummelte und lief weiter, ihre seltsamen Warnungen ignorierend.
Was zum Teufel sollte denn mit einem shiny Driftlon nicht stimmen? Und überhaupt, was war das eigentlich für ein seltsames Event?

Irgendwie von diesen seltsamen Geschehnissen angespornt, kehrte ich die nächste Woche zu den Windkraftwerken zurück. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob es wirklich so war, aber ich denke, es war Freitag der 13. Um ehrlich zu sein, ich mache mir wirklich nichts aus sowas, da ich absolut nicht abergläubisch bin, und sogar jetzt denke ich nicht, dass da irgendein Zusammenhang mit diesen Ereignissen besteht… aber ich kann es genauso gut erwähnen, vielleicht denkt ja jemand, dass es irgendwie damit zusammenhängt.
Zurück zu dem, was wirklich wichtig ist:
Ich habe es gefangen!
Dieses Mal habe ich endlich das blutrote Driftlon gefangen. Ich musste es nicht mal mehr schwächen, es blieb ganz einfach in dem Pokéball, den ich nach ihm geworfen hatte. Überglücklich, wie ich war, nannte ich es „Loony“. Nannte sie „Loony“.
Loony, mein besonderes Driftlon mit der blutroten Haut.
„………………………………“
Blobb. Direkt nachdem die Namensgebung abgeschlossen war,  tauchte eine weitere Textbox auf. Ich drückte augenblicklich den A-Knopf, doch das Spiel gab mir nur eine weitere „………………………………“-Box – nicht nur einmal, sondern gut fünfmal!
Das begann, nervig zu werden, daher presste ich A zum sechsten Mal, und diesmal tauchten die Worte „Ich habe dich gewarnt……………“ auf.
Und das war der Moment, in dem ich bemerkte, dass das junge Mädchen direkt vor Platina stand und ihr direkt in die Augen sah.

Ich weiß nicht wie, und warum genau ich das tat, aber ich unterdrückte meine unguten Gefühle und Gedanken bezüglich dieses unheimlichen Kindes. Ich war nie ein sehr großer Fan von schauerlichen Dingen gewesen, also konnte ich gruselige Mädchen auch nicht sonderlich gut leiden. „Sie versucht wahrscheinlich bloß, mich zu verfluchen oder so, und will, dass ich denke, dass Driftlon böse ist. Gruselige Kinder sind gruselig…“. Das war meine Begründung für diese Geschehnisse, und ich hielt daran fest.
Loony, auf der anderen Seite, wuchs mir in recht kurzer Zeit sehr ans Herz. Ich hing ziemlich an ihr, da sie eines der niedlichsten Wesen war, die ich jemals in diesem Spiel gesehen hatte. Die seltsamen Vorkommnisse im Zusammenhang mit diesem Pokémon ignorierend behielt ich sie in meinem Team, trainierte sie und gab ihr alle Aufmerksamkeit und Items, die ich ihr geben konnte.
Und während ich sie jeden Tag immer lieber gewann, kam ich aus Neugierde zu dem Ort zurück, an dem ich sie getroffen hatte. Ich mag zwar meine „Furcht“ vor diesem Kind unterdrückt haben, aber ich war nachwievor neugierig, was sie zu mir sagen würde, nun, da ihre „Vorhersehungen“ bezüglich meines Driftlon, welches sie als „böse“ bezeichnet hatte (oder zumindest war es das, was sie mir vermutlich hatte sagen wollen: Bleib weg, dieses Pokémon ist die Ausgeburt des Teufels!) sich als falsch bewiesen hatten – oder zumindest war es das, was ich dachte.
Das Mädchen sagte mir dann und wann Sachen wie „Du solltest es freilassen!“ und „Bitte, hör‘ auf mich!“ , aber umso mehr ich Loony liebte, umso verzweifelter wurden ihre Warnungen.
„Du solltest von ihm ablassen!“

Ein paar Wochen, nachdem ich Loony gefangen hatte, überkam mich ein seltsames Gefühl.
„Warum sollte ich Loony nicht einfach zu meinem einzigen Team-Mitglied machen?“, war das, was mir urplötzlich in den Sinn kam, als ich mal wieder auf ihr Profil starrte, wie ich es viel zu oft tat. Es war, als wäre ich abhängig von diesem Haufen Pixel geworden. Nein, es war mehr so, als… würde es mich gewisse Gedanken denken lassen, mich gewisse Gefühle fühlen lassen – es kontrollierte mich schon beinahe…………… aber vielleicht übertreibe ich einfach nur. Letzten Endes ist es bloß ein Spiel, nicht wahr…?

“Lass von diesem Ding ab.”, war eine der letzten Warnungen, die das Mädchen mir gab, „Solange. Du. Noch. Kannst.“
Es war mir inzwischen vollkommen egal. Loony war bei mir, sie was das einzige Pokémon, dem das Privileg gegeben worden war, mein Gefährte zu sein.
Ja… Das war einen Monat, nachdem ich Loony gefangen hatte, und ich hatte all die Pokémon meines vorherigen Teams freigelassen. Ich weiß nicht, was damals über mich gekommen war; Ich weiß wirklich nicht, wie ich so dumm gewesen sein konnte, jedes einzelne Pokémon freizulassen, das ich zuvor aufgezogen und trainiert und geliebt hatte. Natürlich, sie waren nur meine virtuellen „Haustiere“, aber das war Loony auch nur – und dennoch dachte ich… Loony wäre meine Freundin. Meine einzig wahre Freundin.
Oh Gott, war ich dumm… Ernsthaft, was hatte dieses Ding aus mir gemacht?!

Dieser letzte Freitag, über den ich Dir erzählen möchte, war der 13. März 2009. Ich erinnere mich noch daran, wie ich Platina in Richtung der Windkraftwerke laufen ließ, da ich dachte, dies wäre Loonys Lieblingsplatz. Ich wollte an diesem Ort mit ihr „abhängen“, doch das war der Moment, in dem ich bemerkte, dass sich dort kein einziges Driftlon befand – obwohl es Freitag war. Das Mädchen war ebenfalls nicht da. Selbst ich mit meiner „Gehirnwäsche“ fand das suspekt.
Plötzlich, ohne, dass ich etwas tat, lief Platina zu der Stelle, an der die Driftlons gewöhnlich auftauchen – und da lief das merkwürdige Mädchen ins Bild.
Aber sie “lief” nicht, um genau zu sein. Es war eher so, als würde sie „schweben“, wie die Geister in der Alten Villa es taten. Ich erschauerte. Ich hasste diese Geister, und obwohl ich bereits vermutet hatte, dass dieses gruselige Mädchen einer war, half mir das nicht gerade dabei, mich in diesem Moment besser zu fühlen.
„Ich habe dich gewarnt – mehrmals!“, sagte das Mädchen, direkt vor Platina stehend, „Nun ist es zu spät.“
Sie drehte sich um.
„Es tut mir leid…“
In genau diesem Moment hörte ich den Schrei eines Driftlons, und urplötzlich stand Loonys Overworld-Sprite hinter Platina.
Ich muss zugeben, in diesem Moment bin ich schier ausgeflippt, da die Musik auf einmal laut und schrill geworden war. Doch nachdem ich die Lautstärke ein wenig herunter gestellt hatte, bemerkte ich, dass absolut nichts mehr passierte. Es schien so, als sei das Spiel eingefroren.
Rate mal, wie sehr ich mich erschreckt habe, als auf einmal mein Telefon zu klingeln anfing, als ich in der Erwartung, dass etwas Besonderes und Schauerliches passiert, auf den Bildschirm starrte? Ja, ziemlich arg!
Ich ignorierte mein Telefon, da ich in diesem Moment nun wirklich keine Anrufe á la „Noch siiiiieben Taaaage!“ bekommen wollte, und blickte wieder in Richtung des Bildschirms.
Doch als ich aufs Neue darauf schaute, war Loony bereits wieder in ihrem Pokéball verschwunden, und das unheimliche Geistermädchen war fort. Ich weiß nicht, ob sie davon geschwebt war, oder ob sie lediglich verschwunden war, wie Geister es so tun, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie einfach nur hinfort gelaufen war…

Zu diesem Zeitpunkt begann ich, mir ernsthaft Sorgen über das zu machen, was hier vor sich ging. Ich hatte niemals zuvor von solch einem Event gehört, und ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass es sich um ein normales Event handelte – also durchsuchte ich das Internet danach.
Ohne Erfolg.
Ich durchforstete viele verschiedene Seiten, inklusive PokéWiki und Bulbapedia, und auf zuletzt genannter Seite fand ich etwas Interessantes: Ein Original-Bild von einem shiny Driftlon.
Und das Shiny war gelb mit einem blauen X-Mund.
Loony war kein Shiny.
Aber… was war sie?

Ich gebe es nicht gerne zu, aber dieser simple Fakt machte mir ziemlich Angst. Mein Spiel konnte nicht gehackt sein, es war brandneu gewesen, als ich es gekauft hatte. Loony war auch kein Pokémon, das man von irgendeinem Specialevent bekommen konnte. Was war also los mit meinem Spiel?
Ich beschloss, das herauszufinden. Ich schaltete mein Spiel für ein letztes Mal ein.
Platina stand immer noch dort,  wo sie vorher gewesen war: Vor den Windkraftwerken, wo die Driftlons für gewöhnlich auftauchten. Alles schien normal zu sein.
Da nichts und niemand draußen war, ließ ich Platina das Gebäude betreten, und schickte sie auf den Weg zu dem Arbeiter im zweiten Stock. Er war immerhin der Vater dieses gruseligen Mädchens, vielleicht wusste er etwas.
Und tatsächlich, das tat er…
„Ich habe draußen schon lange keine Driftlons mehr gesehen.“, sagte er, als ich ihn ansprach, „Das ist ziemlich schade. Sie erinnerten mich an meine Tochter. Sie hatte  diese Pokémon geliebt als sie noch lebte………………………“
Hah, ich wusste es! Also war sie tatsächlich ein Geist!
„………………Ich frage mich, warum in letzter Zeit so viele Kinder verschwunden sind, genau wie sie.“, setzte er seine kleine Rede fort. Dann drehte er sich zu Platina und sah ihr direkt in die Augen – oder zumindest wirkte es so.
„Du bist auch ein Kind…………… Bitte sei vorsichtig……“
Ich starrte auf den Bildschirm, und ich denke, mein Herz schlug schneller als jemals zuvor. Die Tatsache, dass seine Tochter tot und daher ein Geist war, war mir nicht neu. Aber weshalb verschwanden viele Kinder? Und weshalb… warnte er mich? Okay, der Spieler-Charakter war ein Kind, aber ich hatte dennoch das Gefühl, er hätte dies direkt zu mir gesagt – und nicht zu Platina…
„Hah… genauuu, die Driftlons haben die Kinder entführt. Wie klingt das?!“, sagte ich zu meinem DS und ließ Platina aus dem Gebäude rennen, „Immerhin sagt ihr Pokédex-Eintrag etwas in der Art.“
Ich öffnete den Pokédex und blickte auf Driftlons Eintrag. Tatsächlich sagte er: „Es zieht Kinder an den Händen, um sie mitzunehmen. Doch stets wird es dabei durch die Gegend gezogen”. Vielleicht war es diesmal erfolgreich gewesen?
Ich fühlte, wie mir ein Schauer über den Rücken lief, als ich aus dem Gebäude trat. Ich spielte mit dem Gedanken, das Spiel auszuschalten,  da es mir eiskalt den Rücken runter lief, als ich bemerkte, dass es draußen dunkel war.
Ich warf einen Blick auf die Uhr. Sie zeigte 4:44 nachmittags an. Es sollte also eigentlich zu dieser Uhrzeit nicht dunkel sein in Sinnoh…
In jenem Moment verlor ich jegliche Kontrolle über Platinas Handlungen. Mein Charakter ging zu der Stelle, an der Loony gewesen war, als ich sie zum ersten Mal getroffen hatte – und dann tauchte Loony direkt hinter ihr auf. Schon wieder.
„Sie hat dich gewarnt.“
Aus dem nichts war eine Textbox aufgetaucht. Die Musik hatte aufgehört.
„Sie hat dir gesagt, dass es zu spät ist.“
Mein Herz schlug wieder wie verrückt.
Aber es passierte nichts weiter.
…Oder zumindest dachte ich das. Denn als ich genauer hinsah… merkte ich, dass ich falsch lag. Es sah so aus, als ob… Loonys Schnur-Arme von hinten um Platinas Körper und Hals geschlungen waren. Es sah sogar so aus, als würde Platina weinen – weinen vor Schmerz. Ihre Tränen waren rot, als würde sie Blut weinen, und ihre gewöhnlich blauen Augen waren zu schwarzen Ellipsen geworden. Ich hätte schwören können, dass da sogar Blut an ihrem Hals gewesen war – dort, wo Loonys Arme um sie geschlungen waren -, selbst wenn das nicht möglich war. Man kann ihren Hals nicht einmal sehen, da sie einen Schal trägt. Aber ich war mir damals absolut sicher, dass ich das alles gesehen hatte…

Nach ein paar Minuten ging Platina plötzlich in die Knie – genau so, als wenn man das Spiel speichert.
Der Bildschirm wurde schwarz. Unerwartete, schrille Töne waren zu hören.
„Hallo?“
Plötzlich waren diese Worte in weißen Buchstaben auf dem schwarzen Schirm zu lesen.
„Ist da irgendjemand?“
„Es ist so dunkel… und einsam hier…………“
Danach waren nur noch weiße Punkte auf dem Bildschirm geschrieben.
„…………………………“
„………………………………………“
„……………………………………………………“
Und dann ging das Spiel schlicht und einfach aus.

Mein Spielstand war danach verschwunden.
Um ehrlich zu sein bin ich froh darüber…

Das ist die Geschichte so weit. Ja, es ist nicht so aufregend wie all diese fiktiven Geschichten, die man im Internet lesen kann. Da ist kein Pikachu, das alle umgebracht hat. Da ist kein Gold, der keine Arme, Beine und Augen mehr hat. Kein Massaker aufgrund der Begleitmelodie einer einzigen Stadt. Kein verfluchtes Spiel, das von Hand zu Hand weitergereicht worden war.
Du kannst oder kannst dies nicht glauben, aber ich weiß, was wahr ist, daher ist mir das egal.
Aber da ist eine letzte Sache, die ich Dir noch sagen muss, bevor ich diese seltsame Geschichte beende.
Ich habe vor ein paar Tagen einen neuen Spielstand begonnen, und bereits ein Driftlon gefangen. Es ist ein normales, Gott sei Dank.
Aber das Seltsame hierbei ist etwas anderes.
Es ist Driftlons Pokédex-Eintrag. Er ist anders als in den vorherigen Spielen.

„Driftlon, das Geisterpokémon“, heißt es, „Es entführt Kinder, welche für immer in der Dunkelheit verloren sein werden.“


Nachtrag (Mittwoch, 20. April 2011):
Ich habe eine weitere unheimliche Sache in meinem neuen Spielstand gefunden. Ich habe einen Brief auf meiner Box gefunden, welcher gestern noch nicht da gewesen ist – ich bin mir absolut sicher, dass er das nicht war!!!
Und was darin steht bereitet mir doch ein wenig Sorgen…
„Mein Name ist LOONY.
     Ich komme zurück zu DIR
          Dann sind wir zusammen für IMMER
                  In der DUNKELHEIT.“

Jetzt klingt es nach einer typischen Creepypasta, nicht wahr? Aber es macht mir wirklich Sorgen. Ich weiß, ich sollte das nicht zu ernst nehmen, aber was, wenn es wirklich wahr ist?
Was, wenn Loony wirklich zurückkommt um mich mit sich zu nehmen? Was, wenn sie mich wirklich verschleppt, und mich in ewige Dunkelheit wirft?
…Nein, ich sollte das wirklich nicht zu ernst nehmen. Ich bin schließlich erwachsen.
Loony ist nicht real. Ich brauche wirklich keine Angst zu haben. Nichts wird pass
Die deutsche Übersetzung zu meiner Creepypasta "Friday" ( saoto.deviantart.com/art/Frida… ).
Hier findet ihr auch die von meinem Freund vorgetragene Version dieser Geschichte: www.youtube.com/watch?v=e-jXR2… Diese Version mag an ein paar Stellen von dieser Übersetzung abweichen, was allerdings daran liegt, dass er ein paar Dinge dem Lesefluss zuliebe (oder damit es eher nach einem männlichen Erzähler klingt, da das Original ja als weiblicher Erzähler vorgesehen war) verändert hat.

Hier noch das Bild/Thumbnail zu der Creepypasta: www.deviantart.com/art/Loony-F…

Liebe Grüße an alle fleißigen Leser oder Zuschauer des Videos ;D
Saoto / Ju
© 2013 - 2024 Saoto
Comments4
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Elythe's avatar
Respekt, geniale Story!
Hätte Sui das Ganze nicht auf YT vorgelesen, hätte ich die Story wohl nie gefunden, aber irgendwie müssten hier mal genauso viele Faves sein, wie das Vid auf YT likes hat...
Ich bin in Versuchung, ein Loony-Fanart zu zeichnen =D